Kritik Literatur
Meine abgeschminkten Jahre

Eine Filmkritik von Judith A., 15 Jahre

Veröffentlicht am: 30. Juni 2023

Dokumentarfilm, Deutschland 2017, – min.

5 von 5 Sternen

5 "verlorene" Jahre?

Die Außenhandelskauffrau Stefanie Giesselbach ist 28 Jahre alt, als im Jahr 2006 ihr größter Traum wahr wird: Eine berufliche Versetzung nach Chicago. Dort ist sie 1,5 Jahre für die amerikanische Tochterfirma ihres Unternehmens, das alteingesessenen Hamburger (Honig-)Handelshaus Alfred L. Wolff, tätig und lebt ein angenehmes Leben als Gutverdienerin. Bis sich am 23.Mai 2008, kurz vor ihrem 30. Geburtstag, alles verändert: Sie wird am Chicagoer Flughafen vor unzähligen Augen verhaftet und aufgrund der dubiosen Zollgeschäfte ihres Arbeitgebers fünfeinhalb Jahre in den USA festgehalten. Davon verbringt sie 10 Monate im Frauengefängnis. Dabei erlebt sie sowohl Gewalt untereinander, als auch unterstützenden Zusammenhalt. Sie trainiert, gemeinsam mit Mitinsassinnen Hunde für Menschen mit Behinderung und eröffnet eine (improvisierte) Eisdiele. Als sie Ende 2013 nach Deutschland zurückkehren darf, hat sie Einkommen und Partner verloren, ist „banned for life“ in den USA, hat aber dafür eine Stärke gewonnen, die ihr keiner nehmen kann.

Ich bin über eine Talkshow auf Frau Giesselbachs Geschichte gestoßen und dachte daher, zu Beginn des Lesens, dass ich schon alles darüber wüsste. Doch ich wurde eines Besseren belehrt und das packend und authentisch erzählte Buch hat mich zeitgleich beeindruckt und schockiert, weshalb ich es an einem Abend in einem Rutsch durchgelesen habe. Schockiert hat mich die Gewissheit, dass dies ein Schicksal ist, welches (nahezu) jeder Person passieren kann und die damit einhergehende Willkür. Besonders beeindruckt hat mich, Frau Giesselbachs Fähigkeit, aus nahezu jedem schlechten extrinsischen Einfluss, für sich, persönlich etwas Positives herauszuziehen. Eine Fähigkeit, die ich mir definitiv versuchen werde, abzuschauen.

Fazit

Ich würde sagen, dass dieses Buch definitiv lesenswert ist. Möglicherweise einerseits als eine Art "Warnung" für Menschen, welche ebenfalls im Ausland beruflich tätig sind, andererseits definitiv aber auch als Erinnerung daran, nicht aufzugeben,auch wenn man sich in einer scheinbar ausweglosen Lage befindet.

FILMDATEN

Regie: Stefanie Giesselbach (Autorin)

Drehbuch: –

Kamera: –

Schnitt: –

Darsteller:innen: –

Altersempfehlung (FSK): Ohne Altersbeschränkung

Meine Altersempfehlung: Ab 14 Jahren