Kritik Literatur
Wenn Männer mir die Welt erklären

Eine Filmkritik von Judith A., 15 Jahre

Dokumentarfilm, USA 2014, 171 min.

5 von 5 Sternen

Von der penetranten Redelust des männlichen Geschlechts.

Männer, die mit ihrem Wissen prahlen und davon ausgehen, dass ihr weibliches Gegenüber ohnehin keine Ahnung hat- nahezu jede Frau kann davon ein Lied singen.

In ihrem Essayband „Wenn Männer mir die Welt erklären“ analysiert die Journalistin Rebecca Solnit jene Strukturen, welche dieses Verhalten überhaupt erst ermöglichen: Sexismus und Misogynie.

Mit stilistischer Eleganz und nachvollziehbarem Zynismus deckt sie Missstände auf, die meist gar nicht als solche erkannt werden. Übergriffe auf Frauen zum Beispiel, die fast schon als normal gelten.

Neben postkolonialen Machtverhältnissen und Virginia Woolf schreibt sie auch über die Institution der Kleinfamilie.

Voller Leidenschaft und Präzision zeigt Rebecca Solnit auf, was selbstverständlich sein sollte, aber noch lange nicht ist: Für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern muss die Stimme erhoben werden.

Besonders gefiel mir Frau Solnits Art zu schreiben: Sofort den Finger in die Wunde zu legen und den Missstand der Misogynie klar zu benennen.
Manch einer mag dies und auch den Buchtitel als zu verallgemeinernde Verbreitung von Männerhass wahrnehmen, ich empfinde dies jedoch nicht so, da die Autorin direkt am Anfang einwendet, dass auch Frauen ein solches Verhalten an den Tag legen (können), es sich dabei aber aufgrund der ungleichen Machtpositionen der Geschlechter um kein gesellschaftliches Problem handelt, sondern eher um eine Unart, welche auf individueller Ebene verändert werden kann / darf.
Lesenswert ist dieser Essayband, meiner Ansicht nach, aber für alle Geschlechter!
Für Frauen kann er hilfreich sein, um sich weniger allein und mehr verstanden zu fühlen, da er aufzeigt, dass "mansplaining" und
"herrklären" kein individuell- persönliches Problem sind, sondern ein strukturell bedingtes gesellschaftliches.
Männer sollten darin einen Impuls sehen, über ihr eigenes Verhalten nachzudenken und es ggf. zu ändern oder ihre Geschlechtsgenossen darauf anzusprechen, falls ihnen auffällt, dass diese so handeln.

Fazit

Ein sehr interessantes und informatives Werk zu einem wohl ewig aktuellen Thema, das betroffen und nachdenklich macht.

FILMDATEN

Regie: /

Drehbuch: Rebecca Solnit (Autorin)

Kamera: /

Schnitt: Kathrin Razum, Bettina Münch (Übersetzung ins Deutsche)

Darsteller:innen: /

Altersempfehlung (FSK): Ohne Altersbeschränkung

Meine Altersempfehlung: Ab 16 Jahren