SCHULKINOKRITIK

Elaha

Eine Filmkritik von Ebrar Meryem, 17 Jahre, Klasse EF (Philosophie), Hittorf-Gymnasium in Recklinghausen

Spielfilm, Deutschland 2023, 110 min.

2 von 5 Sternen
Patriarchale Strukturen, gesellschaftlicher Druck, traditionelle Erwartungen. Ein Leben voller Konventionen, denen Elaha gerecht werden muss. Doch unterwirft sich die Protagonistin dem Willen ihrer Kultur oder bestimmt sie ihr eigenes Schicksal?

Im Zentrum des gesellschaftlichen Dramas steht die Hauptfigur Elaha und ihr innerer Konflikt, ihre Freiheit zu finden, inmitten der Wertvorstellungen und Ansprüchen ihrer kurdischen Kultur und Familie. Sie steht kurz vor ihrer Hochzeit und sieht sich mit einem belastenden Problem konfrontiert: Sie hatte bereits Geschlechtsverkehr und hat Angst, so nicht akzeptiert zu werden. Ihre Sorge, dass dies später rauskommt wird immer größer und aufgrund dessen möchte sie eine Hymenrekonstruktion vornehmen lassen. Jedoch hat sie weder das Geld noch jemanden, dem sie ihr Problem anvertrauen kann.

Besonders gelungen ist die Art, wie die Gefühle Elahas vermittelt werden. Die Kamera bleibt oft nah an der Protagonistin, wodurch ihre Ängste und Sorgen klarer zum Vorschein kommen. Die Atmosphäre ist sehr bedrückend und niedergeschlagen, was durch das 4:3 Format nochmals verstärkt wird. Dies zieht sich über den gesamten Film hinweg und lässt das Publikum unmittelbar Elahas Perspektive einnehmen. Dem gegenüber ist jedoch die extreme Darstellung der Familienverhältnisse auffällig. Es wird der Eindruck vermittelt, dass traditionelle, migrantische Familien grundsätzlich von sehr strikten Ehrvorstellungen und Kontrolle geführt werden. Die Kultur wird so extrem dargestellt, dass es fast wie eine Bestätigung bereits existierender Vorurteile wirkt. Die Mutter, die im Hintergrund die Fäden zieht, verkörpert zwar ein interessantes Machtverhältnis innerhalb der Familie, doch die übertriebene Darstellung bleibt erhalten und erweckt den Eindruck einer Repräsentation der kurdischen Kultur. Allgemein wird die Realität vieler junger Menschen mit Migrationshintergrund komplett ignoriert. Ein weiterer Kritikpunkt sind einige Szenen, die unpassend explizit sind. Da es um ein ernstes Thema geht, sollten die Zuschauer zum Nachdenken angeregt werden, doch solche Szenen erzeugen eher eine Schockwirkung und erfüllen den Punkt somit nicht. Etwas weniger wäre hier vielleicht mehr gewesen, sodass die wichtigen Themen nicht in den Hintergrund treten.

Fazit

Abschließend kann man sagen, dass der Film Elaha zwar eine wichtige Thematik anspricht, aber durch seine übertriebene Darstellung mehr zu Generalisierung beiträgt und somit Vorurteile verstärkt. Ein differenzierterer Blick auf die vielfältige Lebensrealität migrantischer Familien hätte dem Film gutgetan. Da ich nicht möchte, dass Extremfälle als repräsentativ dargestellt werden, halte ich es nicht für sinnvoll, diesen Film weiterzuempfehlen.

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FILMDATEN

Regie: Milena Aboyan

Drehbuch: Milena Aboyan, Constantin Hatz

Kamera: Christopher Behrmann

Schnitt: Keine Angaben

Darsteller:innen: Bayan Layla

Altersempfehlung (FSK): Ab 12 Jahren

Meine Altersempfehlung: Ab 16 Jahren