Eine Filmkritik von Jeremy, 14 Jahre, Klasse 8a, Montanushauptschule in Hückeswagen
Spielfilm, Deutschland 2024, 102 min.
4 von 5 Sternen
Klasse 8a entdeckt krassen Filmfehler!
In dem spannenden Film „Jenseits der blauen Grenze“ geht es um zwei Personen, die versuchen über die innerdeutsche Grenze nach Westen zu gelangen, auch um ihren gemeinsamen besten Freund wiederzusehen, der zuvor ausreisen durfte und nun in Hamburg wohnt.
Andreas beschließt als erster die DDR zu verlassen. Sein Vater ist ein angesehener Parteifunktionär, der aber unter Alkoholeinfluss seine Familie tyrannisiert. Andreas’ Nonkonformität bringt ihn schließlich in den „Jugendwerkhof“, wo er sich, wie sich später herausstellt, versucht das Leben zu nehmen. Aus der Haft entlassen, beschließt er, die Diktatur über die Ostsee zu verlassen und von Kühlungsborn Richtung Fehmarn zu schwimmen.
Als Hanna, seine Schulfreundin, davon erfährt, die auf dem Weg zur Profischwimmerin ist, weiß sie, dass Andreas das ohne ihre Hilfe nicht schaffen wird. Sie trainiert ihn fortan hart und entscheidet sich schließlich, ihre aussichtsreiche Karriere als Sportlerin der DDR aufzugeben und zusammen mit Andreas zu flüchten. Sie erfährt, dass ihr Vater in seiner Jugend ganz ähnliche Fluchtpläne hatte. Nachdem dessen Flucht jedoch scheiterte, erkrankte er psychisch schwer und kann sein Zimmer seither kaum noch verlassen. Hannas eigene Schwimmleistungen lassen während der Fluchtplanungen nach. Als sie ihren Trainer unter einem Vorwand um einen Neoprenanzug bittet, kommt dieser endgültig hinter die Pläne zur Flucht. Da er in seiner Jugend jedoch bereits einen Freund verraten hat und dies bis heute bitter bereut, entschließt er sich, den beiden zu helfen.
Ausführlich schildert der Film die Flucht über die Ostsee – und zwar tut er dies in Form von Vorausblenden. Zunächst drohen die beiden von einem patrouillierenden Schiff entdeckt zu werden. Sie können sich auf eine Boje retten und hoffen auf ein vorbeifahrendes Schiff. Als endlich ein Schiff in Sichtweise kommt, stellt sich jedoch heraus, dass es ein polnisches ist, das abdreht. Die beiden Flüchtigen stürzen sich erneut in die Fluten aus Angst, dass das polnische Boot ihren Standort verraten könnte. Andreas schwinden zunehmend die Kräfte, auch weil er aufgrund eines Defekts seines Neoprenanzugs stark unterkühlt ist. Er schneidet sich schließlich, als Hanna für einen Moment das Bewusstsein verliert, von ihr los. Als Hanna zu sich kommt, ist er schon von den Wellen verschluckt worden. Sie wird schließlich von einem Boot aufgenommen und nach Fehmarn gebracht.
Ich finde die schauspielerische Leistung aller drei Protagonisten und wie die Schauspieler ihre Emotionen ausdrücken ausgesprochen gelungen. Die Kameraführung ist ebenfalls sehr gelungen – und zwar zu Wasser wie zu Land. Lediglich an einigen Stellen spiegelt sich der Kameramann in Fensterscheiben u. ä. Angesichts des hohen filmischen Niveaus und des Aufwands der Produktion frage ich mich jedoch, wie folgender gravierender Filmfehler übersehen werden konnte: Der Film spielt im Sommer des Jahres 1989, also vor der „Wende“, und dennoch wird sehr prominent und mit Blick auf die Typenbezeichnung ein Trabant 1.1. Universal gezeigt, der bekanntlich erst nach 1990 produziert wurde, als VW mit dem Viertakt-Motor aus dem Polo versuchte die Trabant-Produktion in Zwickau zu retten.
Fazit
Schade fand ich, dass der Zuschauer im Unklaren gelassen wird, ob Hanna es gelungen ist, ihren Freund in Hamburg wiederzufinden. Gleichwohl finde ich, dass sich der Film hervorragend für die Schulkinowochen eignet und es eine gute Entscheidung war, an einem nass-kalten Januarmorgen mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Hückeswagen nach Remscheid zu fahren, um den Film anzuschauen.
FILMDATEN
Regie: Sarah Neumann
Drehbuch: Sarah Neumann
Kamera: Nikolaus Schreiber
Schnitt: Elena Schmidt
Darsteller:innen: Lena Urzendowsky (Hanna), Willi Geitmann (Andreas), Jannis Veihelmann (Jens)