SCHULKINOKRITIK

Oppenheimer

Eine Filmkritik von Jan, 16 Jahre, Klasse 11, Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Bonn

Spielfilm, USA 2023, 180 min.

<p>Cillian Murphy als J. Robert Oppenheimer frontal mit Hut und Blick in die Kamera vor dem Ausschnitt einer Bombe, deren Verkabelungen zu sehen sind. Eingetaucht in Farben, die ein Feuerinferno assoziieren.</p>
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5 von 5 Sternen
Christopher Nolans „Oppenheimer“: Ein fesselndes Drama über Wissenschaft, Moral und Macht. ​ Ein Muss für jeden Kinofan!

Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten“

Mit diesen berühmten Worten aus der Bhagavad Gita beschreibt J. Robert Oppenheimer (Cillian Murphy) die gewaltige Zerstörungskraft der Atombombe – seiner eigenen Schöpfung. Christopher Nolans Film „Oppenheimer“ erzählt die beeindruckende, aber auch erschütternde Geschichte dieses Mannes und stellt dabei wichtige Fragen zu Wissenschaft, Moral und Macht.

Der Film basiert auf der Biografie „American Prometheus“ von Kai Bird und Martin J. Sherwin und folgt Oppenheimers Lebensweg in zwei Zeitebenen. Die erste, in Farbe gehalten, zeigt seine akademische Laufbahn, seine Zeit in Europa und schließlich seine führende Rolle im geheimen Manhattan-Projekt während des Zweiten Weltkriegs. In der abgeschiedenen Forschungsstadt Los Alamos bringt er einige der klügsten Köpfe der Wissenschaft zusammen, um die erste nukleare Waffe zu entwickeln. Doch nach den verheerenden Bombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki wird aus seiner anfänglichen Begeisterung tiefes Schuldgefühl.

Die zweite Zeitebene ist in Schwarz-Weiß gefilmt und spielt in den 1950er-Jahren. Oppenheimer wird in einer Anhörung vor dem Hintergrund des Kalten Krieges und der McCarthy-Ära von politischen Gegnern, allen voran Lewis Strauss (Robert Downey Jr.), systematisch diskreditiert. Sein kritischer Blick auf die Wasserstoffbombe und seine früheren kommunistischen Kontakte werden gegen ihn verwendet, sodass er schließlich seine sicherheitsrelevante Stellung verliert.

Komplex und wirkungsvoll erzählt

Christopher Nolan setzt auf eine komplexe Erzählweise mit vielen Zeitsprüngen, die anfangs vielleicht verwirrend sein kann, aber durch die farbliche Unterscheidung der Zeitebenen verständlich bleibt. Die Kameraarbeit von Hoyte van Hoytema verstärkt die emotionale Tiefe des Films – intensive Nahaufnahmen zeigen die innere Zerrissenheit der Charaktere, während die weiten Landschaftsaufnahmen von Los Alamos die Einsamkeit und Isolation des Ortes verdeutlichen. Ein absolutes Highlight ist die Inszenierung der ersten Atomexplosion. Statt auf typische CGI-Effekte zu setzen, nutzt Nolan reale visuelle Effekte, um die Explosion so authentisch wie möglich darzustellen. Der Moment der Detonation wird zuerst in völliger Stille gezeigt, bevor kurze Zeit später der gewaltige Schock das Publikum mit voller Wucht trifft. Auch der Soundtrack von Ludwig Göransson trägt viel zur Atmosphäre bei. Die bedrohlichen Klangteppiche und plötzlichen Lautstärkewechsel unterstreichen die Spannung und Oppenheimers innere Konflikte perfekt.

Wissenschaft im politischen Machtspiel

Ein zentrales Thema des Films ist die Verantwortung der Wissenschaft. Oppenheimer entwickelt die Bombe, um den Krieg zu beenden, doch nach ihrem Einsatz wird ihm bewusst, dass er eine unkontrollierbare Waffe erschaffen hat. Er versucht, sich für Abrüstung und Kontrolle einzusetzen, doch gerät dabei in das Fadenkreuz politischer Intrigen.

Lewis Strauss wird als skrupelloser Gegenspieler dargestellt, der Oppenheimer aus persönlichen und politischen Gründen zu Fall bringt. Strauss sieht in ihm eine Bedrohung und nutzt dessen frühere Kontakte zum Kommunismus, um ihn öffentlich zu diskreditieren. Robert Downey Jr. spielt diese Rolle großartig und macht deutlich, wie politische Machtkämpfe das Leben eines Menschen zerstören können.

Das Who ist Who und wer für was steht…

Darüber hinaus werden weitere bedeutende Wissenschaftler der damaligen Zeit in den Film integriert. Albert Einstein (Tom Conti) erscheint in einer Schlüsselszene, in der er mit Oppenheimer über die möglichen katastrophalen Folgen der Atombombe spricht. Diese Begegnung symbolisiert die tiefen ethischen Fragen, mit denen sich viele Physiker jener Zeit auseinandersetzen mussten. Edward Teller (Benny Safdie), ein bedeutender Physiker des Manhattan-Projekts, wird als treibende Kraft hinter der Entwicklung der Wasserstoffbombe dargestellt. Seine wissenschaftliche Vision steht im Gegensatz zu Oppenheimers zunehmenden moralischen Bedenken, was zu Spannungen zwischen den beiden führt. Auch Werner Heisenberg, der berühmte deutsche Physiker, wird kurz erwähnt. Seine Rolle im deutschen Atomprogramm während des Zweiten Weltkriegs wirft die Frage auf, wie nahe Nazi-Deutschland tatsächlich an der Entwicklung einer eigenen Atombombe war. Diese historische Perspektive verstärkt die Dringlichkeit und den Druck, unter dem Oppenheimer und sein Team standen.

Wieviel Verantwortung verträgt Wissenschaft?

Die Entwicklung der Atombombe hatte nicht nur Auswirkungen auf den Zweiten Weltkrieg, sondern veränderte die gesamte Weltpolitik. Nach dem Krieg begann das nukleare Wettrüsten zwischen den USA und der Sowjetunion, was schließlich zum Kalten Krieg führte. Beide Seiten entwickelten immer stärkere Atomwaffen, was die Gefahr eines weltweiten Konflikts mit sich brachte. Bis heute gibt es zahlreiche Atomwaffen, und die Angst vor ihrer Nutzung ist nie ganz verschwunden. Die Bombe hat gezeigt, dass wissenschaftliche Fortschritte nicht nur positive Folgen haben. Ähnlich wie bei modernen Technologien – etwa der künstlichen Intelligenz – stellt sich auch heute die Frage: Wie viel Verantwortung trägt die Wissenschaft für ihre Erfindungen?

Oppenheimer ist kein typischer Biografie-Film, sondern ein tiefgründiges Drama über Wissenschaft, Politik und Moral. Christopher Nolan erzählt die Geschichte auf anspruchsvolle Weise und fordert das Publikum heraus, über die Konsequenzen wissenschaftlicher Fortschritte nachzudenken. Cillian Murphy liefert eine brillante Leistung ab und stellt Oppenheimer als komplexe, zerrissene Persönlichkeit dar. Mich persönlich hat der Film sehr beeindruckt. Er zeigt, wie eng Wissenschaft und Politik miteinander verknüpft sind und welche moralischen Fragen sich aus neuen Technologien ergeben. Die Frage nach Verantwortung ist heute genauso aktuell wie damals, und Oppenheimer macht das auf eindringliche Weise deutlich. Ein Film, den man gesehen haben muss – nicht nur wegen der Geschichte, sondern auch, weil er uns zwingt, über die Welt, in der wir leben, nachzudenken.

"Oppenheimer" ist ein genial inszenierter Film, der durch seine komplexe Erzählweise, starke schauspielerische Leistungen und tiefgründige Themen beeindruckt. ​ Christopher Nolan gelingt es, die moralischen und politischen Dilemmata der Wissenschaft eindrucksvoll darzustellen. ​ Ein fesselndes Drama, das zum Nachdenken anregt und lange im Gedächtnis bleibt. ​ Absolut sehenswert! ​

Fazit

Absolut sehenswert. " ​Oppenheimer" besticht durch seine komplexe Erzählweise, beeindruckende visuelle Effekte und tiefgründige Themen. Cillian Murphys Darstellung von Oppenheimer und die intensive Inszenierung der ersten Atomexplosion sind besonders hervorzuheben. ​ Der Film regt zum Nachdenken über die Verantwortung der Wissenschaft und die Verknüpfung von Politik und Moral an. ​ Ein packendes Drama, das lange nachwirkt. ​

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FILMDATEN

Regie: Christopher Nolan

Drehbuch: Christopher Nolan

Kamera: Hoyte van Hoytema

Schnitt: Jennifer Lame

Darsteller:innen: Cillian Murphy; Emily Blunt; Matt Damon; Robert Downey Jr.; Florence Pugh; Josh Hartnett; Casey Affleck; Rami Malek; Jason Clarke; Kenneth Branagh

Altersempfehlung (FSK): Ab 12 Jahren

Meine Altersempfehlung: Ab 12 Jahren